Simon aus Bangladesch wird im Juli 2012 von drei schwarzgekleideten Motorradfahrern mit dem Ausruf "schwarzer Pakistani" krankenhausreif geschlagen. Die Ärzte im Hospital machen nur die Unfallversorgung, alles andere lehnen sie ab, weil er keine Papiere hat. 6 Monate danach trägt er immer noch einen Gipsverband und kann nicht arbeiten. Seitdem hat er Angst, nach draußen zu gehen und bleibt deshalb überwiegend zu Hause. Allenfalls besucht er manchmal ein Restaurant seiner Landsleute in seiner unmittelbaren Nachbarschaft.
Vidoestill aus "Moughtareb" von Stephanos Mangriotis
Das ist nur eine der Geschichten von Migranten, die als Fotodokumentation im Kino CineMetroArt im Mai in Marseille zu sehen war - Geschichten, die zu eingeschränkter Bewegungsfreiheit, Jobverlust und öder Langweile führen, weil man nicht dazugehört und nirgendwo wirklich hingehen kann. Sicherheitshalber bleibt man lieber in seinem eigenen Ghetto wie Simon, wo man diejenigen trifft, denen es auch nicht besser geht.
Der transatlantische
Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der schätzungsweise elf Millionen zwischen dem 17.und 18. Jahrhundert
Menschen in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense
Ausmaß konnte von den Opfern naturgemäß kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige
wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen. In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen möchte ich einige dieser Zeugnisse vorstellen.
In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven erhebliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten. Nicht zuletzt begreift man über sie die tiefgreifenden und verstörenden Veränderungen, die sich in den westafrikanischen Königreichen durch Sklavenhandel vollzog. In Anthony Hazard's Animationsfilm "The Atlantic Slave Trade" werden diese Veränderungen anschaulich gezeigt:
Wir hatten Ephraim und Ancona Robin-John an dem vielleicht entscheidensten Punkt ihres Lebens verlasssen - ihrer Gefangenahme und Versklavung in Folge eines Komplotts von Sklavenhändlern, bei dem es um Übervorteilung des Konkurrenten, Handelsrechten und Preise ging (s.Teil 1)
Ankunft in Roseau, Domenica und Flucht nach Bristol
Auch auf den Sklavenschiffen gab es im Übrigen eine Arbeitsteilung: Die umgänglichsten Sklaven wurden als Quartiersmeister eingesetzt, um die Essenszuteilung zu überwachen und aufkommende Rebellionen zu melden. Vermutlich hatten die Prinzen eine solche Stellung inne und konnten deshalb Privilegien erwerben. Ein solches Privileg war, beim Anlegen des ersten Hafens in Domenicas Hauptstadt Roseau direkt auf dem Schiff verkauft zu werden, wo die ersten Käufer, meistens Mitglieder von Behörden, an Bord gingen und auf Empfehlung des Kapitäns ein Vorverkaufsrecht genossen, um die beste ‘Ware‘ abzugreifen. Nur so konnte man – wenn man guten Kontakt zum Kapitän hatte – erwirken, dass Familien oder Paare zusammen verkauft wurden.
Umgebautes Sklavenschiff. Unbekannter Autor / wikimedia
Der transatlantische
Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der schätzungsweise elf Millionen
Menschen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense
Ausmaß konnte von den Opfern naturgemäß kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige
wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen.
In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen möchte ich einige dieser Zeugnisse vorstellen. In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven erhebliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten. Nicht zuletzt begreift man über sie die tiefgreifenden und verstörenden Veränderungen, die sich in den westafrikanischen Königreichen durch Sklavenhandel vollzog. In Anthony Hazard's Animationsfilm "The Atlantic Slave Trade" werden diese Veränderungen anschaulich gezeigt:
“Die Prinzen von Calabar“ heißt
das Buch des Historikers Randy J. Sparks aus New Orleans. In ihm beschreibt er seinen zufälligen Fund eines Briefwechsels
von zwei versehentlich verschleppten afrikanischen Sklavenhändlern bei ihrem
verzweifelten Kampf um ihre Befreiung. Sparks hat diesen Briefwechsel
historisch aufgearbeitet und kommt dabei zu atemberaubenden Schlüssen. Sie
beleuchten nicht nur das transatlantische Geflecht des afrikanisch-europäischen
Sklavenhandles, sondern auch die beginnende Antisklaverei-Bewegung in Bristol.
Dort beginnt der Briefwechsel zwischen den beiden Prinzen und den Brüdern Charles
und John Wesley. Die Wesley-Brüder gehörten der Methodistenkirche in Bristol an,
die zusammen mit der Quäkerbewegung die Sklaverei als verbrecherische Sünde
ablehnten und sich für die Befreiung der beiden Prinzen einsetzten. In seinem
Buch rekonstruiert er anhand der Briefe die Geschichte der Verschleppung und
Befreiung der beiden afrikanischen Sklavenhändler Ephraim und Ancona Robin
Robin-John.