Sonntag, 20. Dezember 2015

GRÖSSERSCHNELLERBESSERMEHR - Rupprecht von Kaufmann in Rottweil

"GRÖSSERSCHNELLERBESSERMEHR" - so der Titel der Ausstellung im Forum Kunst in Rottweil mit Bildern von Rupprecht von Kaufmann: Ein ungewöhnlicher Titel für eine ungewöhnliche Inszenierung von Malerei, die passgenau für die Räume des Forum Kunst konzipiert wurde. Die Bildträger sind in ovalen, konkaven und anderen Formen aus Linoleum geschnitten und täuschen dem Auge gebogene Flächen vor, die sich von der weißen Wand abzuheben scheinen. Das  neonartige Licht, mit dem sie teilweise hinterleuchtet sind, verstärkt den plastischen Effekt der Bilder zusätzlich.

aus der Ausstellung von Rupprecht von Kaufmann
Während die direkt auf die Wände gemalten, leicht hingeworfenen Linien Versatzstücke von Architekturen assoziieren, die die Räumlichkeit des Forum Kunst miteinbindet, entfaltet sich in den Malereien eine düstere Welt, die auch farblich im Kontrast zur hellen Klarheit  ihrer Umgebung stehen. Aber beide Welten haben nichts Anheimelndes. Es ist, als sollte man sich weder in der rational fassbaren und schon gar nicht in der albtraumhaften Welt der Bilder heimisch fühlen.

Samstag, 21. November 2015

Das Märchen von der Integration - eine Geschichte aus der Welt des Simenon

"Der kleine Mann von Arkhangelsk" heißt der Roman Georges Simenons von 1956, von dem man im Wesentlichen die Erfindung seiner Figur des Kommissars Maigret kennt. Maigret, der sich wie ein monolithischer Block durch die Verbrechen der Pariser Kriminalität von Gier, Eifersucht, verschmähter Liebe und Rache fräst, betreibt die Aufklärung seiner Fälle weniger mit Talent als mit der Einstellung, ein Verbrecher sei wie wir alle, aber an einem bestimmten Punkt unter erheblichem Druck der Verhältnisse vom Wege abgekommen. Neben den zahlreichen Maigretfällen hat Simenon aber auch eine Reihe von Romanen geschrieben, die weit weniger bekannt sein dürften und vor allem die Nachkriegsgesellschaft der 50er Jahre in Frankreich beschreiben. Diese Zeit weist außer den höchst Frankreich-spezifischen Fakten der Kolonialkriege in Algerien und Indochina eine beachtliche Schnittmenge mit den deutschen Verhältnissen auf.
Umschlagbild der französischen Ausgabe von 1956

Sonntag, 13. September 2015

"NH 10": Eine Frau sieht rot - der neue Film von Nadveep Singh

Als crime thriller und tale of revenge wird der Film mit dem unspektakulären Titel "NH 10" geführt  und geht doch weit über diese marktschreierischen Kategorien hinaus. Im März 2015 kam "NH 10" in die indischen Kinos. Der Regisseur Nadveep Singh erzählt darin die Geschichte eines Ehrenmords, bei dem ein junges Ehepaar aus Delhi Zeuge wird.

Filmstill aus "NH
NH 10  bezeichnet den 485 km langen Highway, auf dem Meera und Arjun die 19 Millionen-Stadt Delhi für einen Wochenend-Trip hinter sich lassen. Es soll die Geburtstagsfeier für Meera werden, für die ihr Mann Arjun eine lauschige Privatunterkunft auf dem Lande besorgt hat. Keine Autostunde von der Stadt entfernt weht ihnen unvermutet ein ganz anderer Wind entgegen.

Samstag, 15. August 2015

Religiöse Wandmalereien aus Dakar

Weder Graffitti noch Street-Art passen als Kategorie auf die Wandmalereien, die in der Medina in Dakar zu sehen sind. Bei meinem ersten Aufenthalt in der Haupttadt Senegals habe ich sie gesehen und fotografiert. Zuletzt bei der 11. Biennale von Dakar 2014 konnte ich sie nicht mehr finden. Ich hoffe trotzdem, dass sie noch da sind. Denn sie sind gerade durch ihre Nicht-Kategorisierbarkeit etwas Besonderes. Sie bestehen aus über und über gezeichneten Figuren des immer gleichen Motivs, dem religiösen Führer Amadou Bamba, der die Bruderschaft der Mouriden gründete.
Wandzeichnungen aus Dakar, Medina - 2003, Foto: Ina Zeuch

Montag, 27. Juli 2015

Off to Tanzania

Vor fast 17 Jahren war ich zuletzt in Tanzania - morgen fahre ich wieder hin. Inzwischen ist Daressalaam auf gut 5 Millionen Einwohner angewachsen und hat so etwas wie eine eigene Skyline. Sansibar ist nach den Fotos, die ich im Netz gefunden habe, fast komplett zum Theme-Park für Touristen geworden, Ansätze davon haben mich schon damals enttäuscht. 

Die Familie von Zafer in Sanzibar, Stone Town 1998

Mittwoch, 22. Juli 2015

Einfach Kunst: "British Art" in der Stiftung Biedermann

"British Art" zeigt die Stiftung Biedermann in Donaueschingen noch bis zum 20. September in den sehr schönen, umgebauten Räumen eines klassizistischen Gebäudes. Eine ganze Künstlergeneration der 1990er kam unter dem Label Young Britsh Artists (YBA) zu Ruhm, die das Bild zu zeitgenössischer britischer Kunst besetzt: Tracy Emin's ungemachtes Bett, benutzte Kondome und blutverschmierte Unterwäsche - abgefeiert als weibliche Identitässuche und prämiert mit dem renommierten Turner-Prize von 1999 - oder Damian Hirst's in Formaldehyd eingelegte Tierkadaver, um nur die krassesten Beispiele zu nennen. Und aktuell zeigt man im britischen Pavillon der Biennale von Venedig Sarah Lucas' platte Penisplastik in bonbongelb, ebenfalls eine Künstlerin der nicht mehr ganz so jungen YBA. 
Kenny Hunter: "Like Water in Water"

Sonntag, 5. Juli 2015

Armut ohne Ausstieg? Mike Davis' Studie "Planet of Slums"


Millionen Arbeitlose, überwiegend aus ländlichen Gebieten, suchen Metropolen wie Djakarta, Mumbai, Hongkong, Kairo oder die am schnellsten gewachsene Stadt Europas, Moskau, auf, um dort ihr Leben zu fristen - in der Hoffnung auf ein einigermaßen ausreichendes Einkommen. Dafür nehmen sie unvorstellbare und menschenunwürdige Lebensbedingungen in Kauf, um der Spirale nach unten dennoch nicht entrinnen zu können - so Davis in seiner Studie "Planet der Slums" von 2006.


Gerade einmal 20 Prozent der benötigten neuen Wohnungen werden in der Dritten Welt auf dem offiziellen Wohungsmarkt bereitgestellt, so dass die Menschen auf selbstgebaute Hütten, informelle Vermietungen oder Bürgersteige zurückgreifen, zitiert Davis eine Studie der International Labour Organisation ILO. Daneben hat seit den 1980er Jahren eine massive Deindustrialisierung in Metropolen wie Mumbai, Johannesburg, Buenos Aires oder São Paulo stattgefunden, die eine urbane Verarmung nach sich gezogen hat, die sich in wachsenden und neu bildenden Slums niederschlägt.

Mittwoch, 10. Juni 2015

"John and Jane" - ein Film von Ashim Ahluwalia aus einem Callcenter in Mumbai

Sie heißen Glen, Kitty oder Sydney und die Abteilungen ihrer Großraumbüros sind nach amerikanischen Großstädten benannt. Sie arbeiten nachts und schlafen tagsüber. Sechs Arbeiter in einem Mumbaier Callcenter werden von der Kamera von Ashim Ahluwalia bei ihrem Job und nach Hause begleitet. Sie fängt ihre schlafwandlerischen Bewegungen durch Mumbai ein, aus dem Off hört man sie sprechen oder sie stehen direkt vor der Kamera und erzählen in knappen Sätzen über ihr Leben, ihren Job, ihre Träume. Neben den fiktiven amerikanischen Namen steht auf ihren vom Callcenter geführten Karteikarten ihre jeweilige Blutgruppe, immerhin Fakt ihrer biologischen Herkunft - sonst nichts. Damit führt Ahluwalia sie ein.  Der Film ist bereits 2005 gedreht, aber wie so oft kommt man teils nur durch Zufall aus dem eurozentrischen Blickwinkel heraus und entdeckt so vieles erst Jahre später.   
'Kitty'

Sonntag, 24. Mai 2015

(1) Kunstszene Mumbai: Rana Dasgupta in der Galerie Chatterjee & Lal

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival. Darüber habe ich hier und auf dem MediaWatchBlog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich - noch während ich in Indien war - veröffentlicht. Hier möchte ich die letzte der fünf Ausstellungen aus Mumbai vorstellen.
Schlicht "Reality" titelte die umtriebige Galerie chatterjee & lal die Fotoausstellung des britisch-indischen Schriftstellers Rana Dasgupta  vom 13. März bis 11. April diesen Jahres, galt doch die Fotografie lange Zeit als Medium der Dokumentation von Realität. Diese Vormachtstellung wurde allerdings immer wieder erschüttert, zuletzt durch die gefakten Kriegsfotos aus den Jugoslawienkriegen.
Rana Dasgupta: "Veneration" (Ausschnitt)

Donnerstag, 14. Mai 2015

(2) Kunstszene Mumbai: Judy Blum in der Clarkhouse Initiative

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival. Darüber habe ich  auf diesem und auf dem MediaWatch Blog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich noch während ich in Indien war, veröffentlicht. Hier möchte ich 5 weitere Ausstellungen mit ihren Künstlern vorstellen.
Judy Blum: Ohne Titel
“Mashup“ war der Titel der Ausstellung in der Clark House Initiative, die als Retrospektive der amerikanischen Künstlerin Judy Blum angekündigt war und im März 2015 in Mumbai anlief. Ihre Collagen und Zeichnungen entstanden während ihrer Reisen durch Europa in den 1960er Jahren und aktuell in den 2000er Jahren in Indien. In New York traf sie den indischen Drucker Krishna Reddy, ein Teil der ausgestellten Werke sind in intensiver Zusammenarbeit mit ihm entstanden.

Sonntag, 3. Mai 2015

(3) Kunstszene Mumbai - Samanta Batra Mehta in der Sakshi Gallery

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival. Darüber habe ich hier und auf dem MediaWatchBlog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich - noch während ich in Indien war - veröffentlicht. Hier möchte ich fünf weitere Ausstellungen mit ihren Künstlern vorstellen.
Samanta Batra Mehta: “Memory Box Series”
Nostalgie weht einen an in jeder Arbeit von Samanta Batra Mehta in der Sakshi Gallery, die der Künstlerin bis Ende Februar 2015 eine Einzelschau in Mumbai widmete. Unter dem Titel: “A Journey of Secrets“ zeigte sie Zeichnungen, Objekte und Fotomontagen.

Mittwoch, 22. April 2015

(4) Kunstszene Mumbai - Abraham George in der Galerie Maskara

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival. Darüber habe ich  auf diesem und auf dem MediaWatch Blog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich noch während ich in Indien war, veröffentlicht. Hier möchte ich 5 weitere Ausstellungen mit ihren Künstlern vorstellen.
aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“  
Nichts Neues unter der Sonne, dafür aber reichlich überinszeniert sind die fotochemischen Arbeiten von Abraham George aus Chennai. Unter dem Titel “The Smile on the Mask” zeigte er in der Gallery Maskara bis zum 26. März überwiegend Köpfe, auch oft in Form nackter Schädel. Eine seiner artig in Passepartout und Rahmen gepackten Bildserien waren im zweiten Raum der völlig dunklen Galerie magisch hinterleuchtet.

Montag, 13. April 2015

(5) Kunstszene Mumbai - Vivisek Vilasani in Red, Blue & Yellow

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival . Darüber habe ich  auf diesem und auf dem MediaWatch Blog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich noch während ich in Indien war, veröffentlicht. Hier möchte ich 5 weitere Ausstellungen mit ihren Künstlern vorstellen.

Fotocollage von Vivisek Vilasani
Noch bis zum 10. April läuft die Ausstellung mit Bildern von Vivek Vilasani in einem Möbeldesignladen Red, Blue & Yellow. Der Künstler kommt aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. Dort hat er politische Wissenschaften studiert und Bildhauerei als traditionelles Handwerk erlernt - eine ungewöhnliche Kombination. Die Tradition der Bildhauerei hat in ganz Indien große Bedeutung - für die zahlreichen hinduistischen Feiertage finden teils große Festagsumzüge mit überlebensgroßen Figuren statt. Dieser Hintergrund - das Pompöse der bilderreichen Tradition und die in Kerala als Theater aufgeführte Kathakali-Tanzperformance -  durchdringen die Bilder von Vilasani.

Samstag, 11. April 2015

Zwischenruf: Sch... Bescheidenheit - Armutskunst aus Griechenland

Ein Künstler muss hungern und frieren, um wahre Kunst zu produzieren - so ein beliebtes Klischee. Heuchlerisch ist das und die Moderatorin vom Deutschlandfunk im Magazin Kultur heute vom 8.4.2015 sagt das auch im ersten Satz zu ihrem Beitrag über eine Ausstellung von 74 griechischen Künstlern, die zur Zeit in Tessaloniki läuft. Dann aber geht es doch ganz anders weiter, weil Kunst und Krise in Griechenland doch irgendwie kongenial zusammenkommen. Von Solidarität ist da die Rede, dem Zusammenrücken der Menschen in der Armut und wie die Künstler mit sogenannten armen Materialien Kunst generieren.
Griechische Polizei schützt einen Weihnachtsbaum vor Demonstranten in einem Einkaufszentrum der Athener Innenstadt*

Montag, 30. März 2015

Ganz unten: 3 Fotoausstellungen in Mumbai

Die Kinder von Dharavi – Little Cameras Project

Das Viertel Dharavi im Norden von Mumbai ist der größte Slum Asiens. Aber Vidu Chandan, selbst Photograph, der das Little Cameras Project initiierte, hat eine andere Sicht der Dinge: Er bezeichnet Dharavi als “Asia’s largest small-scale-industry“. Damit entgeht er der üblichen Viktimisierung und gibt den Bewohnern von Dharavi eine produktive Rolle. Und auch wenn es zynisch klingt angesichts der Bilder von den Elendshütten: Die hier leben haben noch so etwas wie eine Wohnung, allerdings immer am Rand des Abgrunds.

Donnerstag, 19. März 2015

"A Visual History of Indian Art"- eine Ausstellung in der Delhi Art Gallery in Mumbai

Achtung: schockierendes Foto zur Hungernot in Indien von 1876 - 1879 im Verlauf des Textes
Bengal Art School / Anonym: ohne Titel, spätes 19.Jhd
Auf drei Etagen zeigt die Delhi Art Gallery noch bis zum 31. März eine Ausstellung zur Geschichte der indischen Kunst des 19. und 20. Jahrhundert, die den Einfluss des Kolonialismus deutlich machen. Zu vielfältig und umfangreich ist diese Schau, um sie - zumal als Kulturfremde - ernsthaft detailliert besprechen zu können. Aber auf drei Aspekte möchte ich hier eingehen, die mir besonders aufgefallen sind.

Freitag, 6. März 2015

Harmonisch schrill und sozial engagiert: Das Kala Ghoda Arts Festival in Mumbai

Installation von Hetal Shukla: Amby-Sad-RR
Jedes Jahr Anfang Februar findet das nach seinem Viertel benannte Kala Ghoda Arts Festival statt, das sich zwischen dem kolonial geprägten Banking District und Mumbai's südlichsten Viertel, Colaba befindet - dieses Jahr medial beworben von der Hindustan Times. Für die Meile der bildenden Kunst wurde die Dubash Marg Straße, in der auch das Goethe-Institut ihr Domizil hat, abgesperrt und damit zur fußgängerfreien Zone - eine Wohltat im vom Verkehr, Straßenhändlern und Fußgängermassen chronisch verstopften Bürgersteigen.

Freitag, 20. Februar 2015

Reflektionen über Zeit und Geschichte in der Lakeeren Galerie, Mumbai

Bleischwer kommt die Idee der Ausstellung “History is…“ in der Lakeeren Gallery in Mumbai daher, die noch bis zum 7. März läuft. Nichts weniger als das Phänomen der Zeit in der Geschichte und der subjektiv empfundenen Jetzt-Zeit soll darin verhandelt werden. Mit Verweisen auf Walter Benjamin (hier zitiert aufgrund seiner Idee der "nicht homogenen Jetzt-Zeit“ und der “messianischen Zeit“) und Karl Marx (mit Bezug auf seine Theorie von der “Dialektik der Geschichte“, die zur Revolution führt) am Eingang der Ausstellung wird man theoretisch eingestimmt und fühlt sich intellektuell bereits mächtig gefordert. Wie erst kann dieses schwergewichtige Konzept visuell bewältigt werden, wo zudem die Dimension der Zeit im Medium der bildenden Kunst ohnehin schwer darstellbar ist? Fünf KünstlerInnen wurden für diese Schau von Dr. Arshiya Lokhanwala kuratiert, die sich imstande sahen, diese dicken Bretter zu bohren. Sie tun dies auf sehr unterschiedliche Weise.
Anita Dube: ”Reflections on Love and War

Montag, 2. Februar 2015

Off to Mumbai

Morgen fliege ich bis 18. März nach Mumbai. Schon immer hat Indien mich für mein künstlerisches Schaffen inspiriert - eine solch gewaltige Bildkultur ist kaum zu überbieten. Die schrillen indischen TV-Telenovelas sind bereits in meine Kunst eingegangen. Außerdem hoffe ich, dort - neben vielem anderem - einige Ausstellungen zeitgenössischer Kunst sehen zu können.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Überleben in Johannesburg: Ein Roman von Kgebetli Moele

Umschlag des Romans "Room 207"

Johannesburg in den 90er Jahren: Zum ersten Mal nimmt die schwarze Mehrheit des Landes nach der Abschaffung des Apartheidsystems an der Wahl teil und bringt Mandela und die Partei des ANC an die Macht. Die weiße Minderheit befindet sich auf dem Rückzug. Das ehemals weiße Viertel Hillbrow wird von schwarzen Studenten und Migranten aus ganz Afrika, die den Diktaturen ihres Landes entfliehen, 'erobert'. Für alle zusammen ist dieses Viertel der Ort, wo man sein Glück macht, um als gemachter Mann zu den komfortableren Randbezirken der Stadt zu ziehen und ein Leben in Luxus zu genießen, mindestens aber zu einer geregelten, bürgerlichen Existenz zu kommen. Das ist die Ausgangssituation von "Room 207" des südafrikanischen Autors Kgebetli Moele, der mit Unterstützung des National Arts Council of South Africa seinen ersten Roman veröffentlichte.
Das Einzleappartment mit der Nummer 207 befindet sich in einem ehemaligen Hotel mit einer Security Garde an der ehemaligen Rezeption mitten in Hillbrow. Glückssucher und Bildungshungrige - schwarze Studenten, die endlich Zugang zu den Universitäten haben -  bescheren der einstmals schicken Residenz der Weißen einen Boom, die es binnen kürzester Zeit  zum dicht besiedeltsten Teil Joburgs - auch Sincity - anwachsen lässt. 

Donnerstag, 15. Januar 2015

Warten auf die 4. Ghetto Biennale

 

Foto: Image Gallery 3rd.Ghetto Biennale  
Biennalen sind üblicherweise große Kunstausstellungen mit internationalen Stars und vielen Sponsoren, die alle 2 Jahre stattfinden, bei denen die Kuratoren sich gerne selbst feiern und sich dabei oft mit mehr oder weniger verständlichen Konzepten überbieten. Ihnen geht es meist darum, Thesen darüber abzulassen, wohin die zeitgenössische Kunst steuert und vor allem darüber mit zu bestimmen, welche Richtung sie dafür ausgemacht haben. Schicke Metropolen -   mit unbezahlbaren Mietpreisen in den Zentren wie Miami, São Paulo, Venedig, Sydney, Johannesburg -  die vor allem die Eliten ansprechen, protzen mit viel Metropolenhype oder pittoresken historischen locations. Aber wie geht Ghetto mit Biennale?  2013 gab es - mehr oder weniger unbemerkt - jedenfalls schon die dritte davon, in einem Land, das ein einziges Ghetto ist: in Haiti's Hautpstadt Port-au-Prince.