Mittwoch, 17. September 2014

"Produire le commun" - 3 Künstler der Off-Biennale Dak'Art

Maimuna Guerresi (1)

Im Quartier Sicap/Dakar sind auf einem ehemaligen Fabrikgelände fünf großformatige Fotoarbeiten der italienischen Künstlerin Maimuna Guerresi zu sehen. In der Ausstellung erfährt man über sie, dass sie nach der Heirat mit einem Senegalesen zum Islam konvertierte.
Fotoarbeit von Maimuna Guerresi
Ihre neue Identität als Muslima bedeutete für sie offensichtlich auch in ihrem künstlerischen Schaffen einen Wendepunkt. So wurden vor allem Frauen in der islamischen Welt zu ihrem Hauptthema. Auf ihrer Webseite heißt es dazu: 
"Perspective on the relationship between women and society, with particular reference to those countries in which the role of women is most marginalized. For over twenty years Guerresi’s work has been about empowering women and bringing together individuals and cultures in an appreciation for a context of shared humanity, beyond borders – psychological, cultural, and political."
Fotoarbeit von Maimouna Guerresi (Detail) 
Ihre Fotos zeigen Szenen von großer Isolation und latenter Gewalt, die in einer Art Stillleben mit Gaskanistern und Patronenhülsen gezeigt werden, während die Figuren seltsam starr in religiöser Inbrunst oder spiritueller Abwesenheit verharren. Der Raum und die Stille, die die Figuren umgibt, ist ebenso intensiv wie das Arrangement der Figuren. Sie erinnert damit an die Bilder von Jan Vermeer.

Blick in die Ausstellung
Während die Religion des Islam immer die Gemeinschaft aller Gläubigen, die Umma, betont, die über Generationen, Ethnien und Clans hinweg die große, durschschlagende Idee zu ihrem rasanten Siegeszug war, sind hier die Menschen vereinzelt, jeder in seiner eigenen Welt versunken - vielleicht nur Symbolträger oder Ausführende eines Rituals.

Fotoarbeit von Maimuna Guerresi
Zu dieser Welt bekommt man keinen Zugang. Man kann sie nur von außen als schön, würdevoll und mystisch empfinden. Diese Eigenschaften inszeniert die Künstlerin raffiniert und mit größter Sorgfalt. Ihre Figuren sind Modelle, der Fiktion der Künstlerin unterworfen. Sie verraten außer ihrer eigenen Versunkenheit nichts über sich und bleiben so fremd wie afrikanische Masken. Der Gaskanister und die Patronenhülse sind ästhetisch inszeniert wie in Stilleben Früchte oder Karaffen (s.o.). Sie reichen nicht aus, um ernsthaft auf den von Fundamentalisten missverstandenen Djihad zu verweisen, obwohl sie diese Assoziation vage hervorrufen. Sie bleiben vielmehr Gegenstände der Anschauung in einem kontemplativ gestalteten Interieur.
Fotoarbeit von Maimuna Guerresi

Alle Fotos aus der Ausstellung von Ina Zeuch

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