Gemeinsamkeit schaffen: Unter diesem Motto stellte sich die 11. Biennale
in Dakar. Darunter verstand sie nicht nur die Gemeinsamkeit zwischen in
Afrika wie in Europa und den USA lebenden Künstlern, sondern bezog auch
immer schon die Künstler mit ein, die nie in Afrika gelebt haben,
sondern als 2. Generation von Migranten im Westen sozialisiert und
verwurzelt sind. In dieser Biennale wurden auch nicht-afrikanische
Künstler eingeladen. Aber vor allem bezieht sie auch diejenigen mit ein, die
sich in der Off-Biennale präsentieren. Sie werden dabei ebenso
medial beworben wie die internationale Crew der In-Biennale.
Gemeinschaft oder wie es hier heißen würde 'Inklusion', was hier so
mühsam erlernt werden muss, da uns der Solidaritätsgedanke irgendwie
abhanden gekommen ist - das ist hier auch in der Kunstszene gelebte
Realität.
Peterson Kamwathi (3)
Peterson Kamwathi: ohne Titel (Videostill) |
Peterson Kamwathi (Kenia, geb.1980) stellte bei der Off-Biennale von Saint Louis, einem Ableger der Dak'Art, einen kurzen Animationsfilm und serielle Scherenschnitte vor. Mit dem romantischen Titel "Le Fleuve en couleurs" (Fluss in Farben), wie sich die Off-Binnale hier nannte und zeitgleich zur Biennale von Dakar lief, haben seine Arbeiten nichts zu tun.
In den großzügigen Räumen der Halle des Comptoir du fleuve, direkt am Senegalfluss gelegen, sind seine Arbeiten sozialer und politischer Art - im Kontrast zu allen anderen Werken der über 100 Künstler, die an 36 weiteren Orten von Saint Louis viel Gefälliges ausstellten.
In den großzügigen Räumen der Halle des Comptoir du fleuve, direkt am Senegalfluss gelegen, sind seine Arbeiten sozialer und politischer Art - im Kontrast zu allen anderen Werken der über 100 Künstler, die an 36 weiteren Orten von Saint Louis viel Gefälliges ausstellten.
Seine ausgeschnittenen Figurenkonstellationen - teils einzeln, teils in Zweier- und Dreiergruppen - wirken wie Wartende an einer Bushaltestelle. Ihre Posen sind absichtlos und dem Alltag abgelauscht. Auf der Webseite von ARTLabAfrica wird seine künstlerische Methode wie folgt beschrieben:
"His work... is informed by his obsession with the psychology of everyday human action and rituals: the anatomy of queues, weddings and masquerades amongst others."
Peterson Kamwathi: ohne Titel (Scherenschnitte) |
Aus diesem Figurenrepertoire scheint auch sein kurzer Film gestaltet, der unter hinterlegtem Link ganz und in hoher Qualität zu sehen ist. Peterson Kamwathi dazu:
"...peace is a state whose identity and form is relative and will vary according to the cultural, political, religious, economic and/or intellectual standpoint of an individual or group. In this animation I attempt to illustrate the relativity and possible duality of contexts for peace, where the individual has to negotiate with the communal. The setting for both scenes is a street where a person tries to exist in his space notwithstanding the environment. The individual can be anyone in the visually chaotic street."
Man kann sich unschwer vorstellen, wie die Unruhen von 2007/2008 zu den Präsidentschaftswahlen in Kenia und einem instrumentalisierten Mob, der sich ethnischen Gruppen entlang aufs Gewalttätigste ausbreitete und zu geschätzten 800 Todesopfern führte, auf einen jungen Künstler wirkten, der in seiner Kunst von sozialen und politischen Themen bewegt ist.
Interessant ist der minimalistische Einsatz, der seine Figuren wie seinen Film kennzeichnet. Die Abstraktion, die er dafür gefunden hat, macht seine Werke in hohem Maße gültig auch für andere Zusammenhänge. Vor allem in Verbindung mit dem Soundtrack des Films - einer Art anschwellendem Rauschen, das sowohl technisch wie auch durch zunehmendes Stimmengewirr menschlich wirkt - suggeriert er das gewaltsame Aufeinandertreffen von Demonstranten und Staatsgewalt und könnte ebenso an die Erschütterungen der arabischen Revolutionen anknüpfen. Es ist, wie wenn man schemenhaft in der Ferne eine Menschenansammlung sich zusammenbrauen sieht und nur undeutlich die Stimmen und Geräusche dazu hört, die sich langsam auf einen zubewegen.
Polizei hält die Opposition von Kundgebungen im Uhuru Park ab (16. Januar 2008) Foto: "GSU - Uhuru Park" von DEMOSH, Wikimedia Commons |
Peterson Kamwathi: ohne Titel (Videostill) |
"The 30-year-old artist talks with the wisdom of a man twice his age..."
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