Mitten in das bosnische Nationalmuseum von Sarajevo - der Hauptstadt von Bosnien und Herzegovina - eingebettet, zeigen 20 Künstler:innen zeigenössische Kunst. Unter dem Titel False Clouds werden unterschiedliche Auffassungen giftiger Wolken gezeigt, angefangen von den Explosionen im Jugoslawienkrieg von 1992 bis 1995 bis hin zur Erderwärmung und dazu entstehenden Bränden.
Enes Žuljević:
"The Clouds of Mostar" |
Auch die beiden Karten von Alma Sujeviċ nehmen Bezug auf die Reste des Krieges, die erstaunlich zahlreiche Orte der noch nicht entsorgten Minen im Jahr 2000 zeigen.
Alma Suljević: "Minka M99" |
Der serbische Künstler Dušan Rodić erzählt in melancholischen Schwarz-Weißbildern von seiner im Krieg verbrachten Kindheit und zeigt Betonwüsten, wo früher Bäume
standen.
Malerisch opulent und in großformatigen Bildern auf Leinwand sieht man Marianne Ulaschits (Wien) "Danger Seasons" und Edin Vejselović (Skopje/Nordmazedonien) "The Battle of Neretva". Neretva ist der längste Fluss Bosniens - eine der Brücken, die in Mostar über diesen Fluss führte, wurde im Krieg zerstört und ist heute wieder aufgebaut.
Marianne Ulaschits: "Danger Season" |
Edin Vejseloviċ: "The Battle of Nerevta" |
Das verdeutlicht, wie präsent der Krieg bei den Jahrgängen der 1960er und
1970er Jahren noch ist, in dem sie ihre frühe Jugend verbracht haben, auch wenn sich der thematische Bezug in den beiden letztgenannten Bildern nur indirekt über ihre Titel erschließt.
Ganz anders dagegen sind die Werke, die nichts mit der Geschichte dieses Landes zu tun haben. Typisch ironisch für die westliche Kunst ist das Video "My friends all drive Porsches" vom Künstlerduo HeHe aus Berlin, aber auch vom aus Sarajevo stammenden Künstler Danilo Kreso mit seiner Fotoserie "Extinction with a Smile".
HeHe- Heiko Hansen, Helen Evans: "My friends all drive Porsches" |
|
Danilo Kreso: "Extinction with a Smile" |
Zynisch und in schriller Farbigkeit von übersteuerter Bildbearbeitung stellt der brasilianische Künstler Rodrigo Lebrun den Ausverkauf der Welt dar. In seiner dreiteiligen Videoarbeit im typischen Design von Online-Shopping-Portalen zeigt er, wie der Hintergrund des nervig aufgekratzten Verkäufers sich immer weiter erhitzt. Bei ständig eingeblendeten Aufforderungen zum Konsum wie "Click here", "Buy one - get two" versinken die all-inclusive-Urlaubsparadiese langsam in einer glühenden Sonne ins Chaos menschengemachter Naturkatastrophen.
Rodrigo Lebrun: "Green ( Screen) Dreams" |
Rodrigo Lebrun: "Green ( Screen) Dreams", Detail |
Details aus Rodrigo Lebruns Vidoe: "Green ( Screen) Dreams" |
Das sind nur einige wenige Einblicke in die Ausstellung, die in dem großzügigen Museum mit ethnologischen, naturkundlichen und archäologischen Sammlungen eine eigenartige
Wirkung entfalten. Wer sich zwischendurch einfach nur erholen will, kann in dem liebevoll gestalteten botanischen Garten lustwandeln, der sich zwischen den einzelnen Gebäuden erstreckt.
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