Während das Downtown Contemporary Art Festival, kurz D-CAF, mit spannenden Aktionen und ungewöhnlicher Konzeptkunst aufwartet, zeigt die vielseits gelobte und über die Grenzen Ägyptens hinaus bekannte Townhouse Gallery zwei Maler aus Kairo. In den Galerieräumen im ersten Stock des Hauptgebäudes sieht man Gemälde von Wael Hemdan mit Themen, wie man sie aus ganz Afrika kennt: In grobem und naiven Duktus gemalte Alltagsszenen, die von Armut und Verkehrschaos der Megacity Kairos erzählen. Das hat man so oder anders schon vielfach gesehen.
Wael Hemdan, Acrylic on canvas |
Etwas interessanter sind die Bilder von Fathi Afifi,
der mit seiner schrillen Farbigkeit und teils skurrilen Figurationen
recht eigenwillig anmutet.
Fathi Afifi |
Sein Stil zwischen bewusster Verweigerung von Realismus und spontanem Gestus kommt gut an. Ein Grossteil seiner Bilder wurden verkauft. Themen wie "Mixed feelings", "It happens", "My cup of Tea" oder auch "Schizophrenia", wie seine Bildtitel sie vorgeben, dazu in angenehm wohnzimmerkompartiblen Formaten, sind einfach gut konsumierbar und dafür auch gerade noch originell genug. In der Masse vieler kleinerer Formate zeigt sich allerings auch hier mäßige Beliebigkeit.
Dass diese Ausstellung offensichtlich kein internationales Publikum adressiert, zeigt, dass die Künstlernamen und der Titel der Ausstellung am Eingang der Räume nur in arabisch angezeigt wird. Aber vielleicht ist es ja der besondere Charme der Townhouse, die sich das zu erlauben scheint, weil sie ja sowieso bekannt genug ist.
Die medial viel gehypte Factory - ebenfalls zur Townhouse Gallery gehörend - in der vormals ausgesprochen interessante Installationen zu sehen waren, ist noch weniger innovativ. Die Zeit der inspirierenden Events mit internationalen Künstlern scheint vorüber, die Bilder dazu im Netz sind überwiegend von 2003 (!) und aktuellere Bilder der Townhouse gibt es von vor zwei Jahren, sieht man von belanglosen Selfies ab, bei der sich Menschen vor, neben und in den Ausstellungen abgelichtet haben.
"Downtown Hathor" nennt sich die Schau in der Factory von Lina Osama, ebenfalls aus Ägypten stammend. Auch sie setzt auf Klischees auf, wie sie vordergründiger kaum sein könnten. Ihre Malerei lässt dabei noch viel deutlicher eine professionelle Handhabe vermissen.
"Inspired by the ancient Egyptian goddess 'Hathor' of love, beauty, music and motherhood Lina Osama brings together a hundred of her paintings..."
Obwohl diese Schau nicht von der Townhouse Gallery kuratiert wurde, fällt dieser Mangel an Qualität auf sie zurück, denn sie zeigt, dass es offensichtlich keine Kapazität oder keine Künstler: innen oder einfach nur kein Engagement gab, um mit einem ernsthaft relevanten Beitrag am D-CAF teilnehmen zu können, in deren Programm sie auch erst gar nicht vorkommen.
Sowohl die Ausstellung in der Galerie als auch die Schau in der Factory setzen auf Masse und zeigen den Mangel an kuratorischen Eingriffen. So entsteht auch hier bei Lina Osama der langweilende Geschmack von Beliebigkeit.
Sich weiterhin auf einmal erworbenen guten Ruf der Townhouse auszuruhen scheint ja bislang gut funktioniert zu haben. Schließlich wird die Galerie von der Ford Foundation aus den USA finanziert und administrativ und kurativ von einem überwiegend ausländischem Team verwaltet, das gute Kontakte zu ausländischen Medien hat. So werden sie auch gerne von überwiegend jungen Globetrottern als 'must have seen' besucht, die draussen in dem pittoresk abgerocktem Ambiente und rund um die location in den boomenden Cafés sitzen.
Café um einen frisch angesiedelten Designladen |
Dort haben sich inzwischen auch schicke Designläden angesiedelt, kaum bezahlbar für Einheimische, eindeutig mit Blick auf die coolen Westerners und einer reichen ägyptischen Oberschicht.
Wie lange kann sich der internationale Ruf der Townhouse noch halten? Es macht den Eindruck, als seien ihre Verantwortlichen schon satt und die KünstlerInnen selber einfach scharf genug auf die immer noch angesagte location mit ihrem morbiden Ambiente und ihrer westlichen Klientel.
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