"Video Games Nostalgia" heisst die letzte Ausstellung der Mashrabia Art Gallery mit dem jemenitischen Künstler Amr Al Ngmah. Seine Kunst stellt eine interessante Verschmelzung von traditioneller osmanischer Miniaturmalerei mit der poppigen Bildwelt von Videospielen der ersten Generation dar.
Dabei lässt er die Personnage der Miniaturmalereien dem irrsinnig eitlen Treiben der computergenerierten Popart mal mit gelassener, mal grimmiger Miene zuschauen - je nachdem, welche Szene Ngmah dafür ausgesucht hat. Höfisch gekleidete Adlige und Würdenträger setzt er in die Szenerie eines Michael Jackson Auftritts oder neben King Kongs Banana Palace.
Alberne Mickymausfiguren sitzen mitten in der Konversation zweier Herren mit Turban im reichen Dekor ihrer palastähnlichen Interieurs. Hat man sich einmal auf diese Bildwelten eingelassen, kommt man aus dem Staunen nicht heraus.
Die Fantasie und Kombinationsfreude von Ngmah scheint grenzenlos zu sein. Sie ist daneben auch subversiv und mehrdeutig. Während zeitgenössische, arabische Künstler eher nicht mit ihrem traditionellen Erbe belastet oder identifiziert werden wollen, geht Ngmah höchst humorvoll und kreativ damit um.
Geschichten von Menschen für ihre Zeitgenossen gab es schon immer und indem er die höfischen Erzählungen der Miniaturmalerei mit den ersten bewegten Videospielen miteinander verschmilzt, die selber schon wieder Geschichte sind - Stichwort Nostalgia - collagiert Ngmah diese zu neuen teils wahnwitzigen Geschichten um. Alles ein einziges Theater für die große Bühne menschlicher Fantasie und profaner Unterhaltung.
Denn auch die Szenen der Miniaturen sind durchaus profan: Sie zeigen Alltagsszenen, anzügliche Begegnungen mit weiblichem Personal, Unterhaltungen beim Tee, konspirative Besprechungen und ähnliches.
Die Figuren der Videogames haben sich dagegen ins Uferlose erweitert. Comic - und Filmfiguren bevölkern die Szenen, alberne Verballhornungen von Helden und Popikonen reichern die Erzählungen in unermüdlicher Unterhaltungssucht an.
Ngmah nimmt das alles spielerisch und mit grosser Spielfreude auf, unterschiedslos anarchisch setzt er alles mit allem gleich, indem er alle zusammen in seinen Tableaus auftanzen lässt.
Von diesem Reservoir an Geschichten kann man in der sehr gelungenen Ausstellung der Mashrabia Art Gallery eine ganze Reihe seiner sorgfältig komponierten und technisch raffinierten Bilder bewundern. Als Affecionado darf die Installation der Hardwareteile von Computern natürlich nicht fehlen.
Großen Spass macht auch das Video mit unglaublich klischeehaften Popmusikern, die sich in einem glamourösen Ambiente auf drei Etagen mit dem Meister der Supershows, Michael Jackson, performen. Wer da noch ernst bleibt, ist selbst schuld.
Nicht in der Ausstellung zu sehen ist sein Bild "Digital spirituality", das ich im Netz unter seinem Namen gefunden habe und den konsequenten und anarchischen Geist dieses Künstlers noch einmal aufscheinen lässt, mit dem er zu ungewöhnlichen Fusionen von Bildern findet.
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