Dienstag, 31. Dezember 2019

Happy Birthday, Zhou Hong! Eine Retrospektive im Kunstmuseum von Wuhan

Glück muss man haben! Pünktlich zur Eröffnung der Restrospektive von Zhou Hong anlässlich seines 60. Geburtstages besuchen wir zufällig das Museum für  zeitgenössische Kunst in Wuhan, einer 8-Millionen Metropole am Yangtse Fluss in Südchina.

Nach den vielen exzellenten Tuschemalereien, die wir in den städtischen Museen der südchinesischen Provinzen mit freien Eintritt gesehen haben, fühlen wir uns hier - trotz der zwei bis drei Jahrhunderte, die zwischen der Tradition ausgeprägter Landschafts- und Stilllebenmalereien und der Kunst Zhou Hongs liegen - fast heimisch. Denn Zhou Hong fühlt sich diesem Erbe in seinem ganzen Schaffen verplichtet. Damit befindet er sich in dem Land, das seine KritikerInnen stark kontrolliert und vielfach behindert, auf sicherem Boden. Der Qualität seiner Werke tut das keinen Abbruch. Aber er ist somit ein für den Westen uninteressanter Künstler, weil man bei uns fast ausschließlich auf china-kritische Kunst setzt.
Zhou Hong: Malerei auf Leinwand
Damit fehlt in all den Ausstellungen ein wesentlicher Aspekt, die hier als Kunst aus China oder von chinesischen KünstlerInnen gezeigt werden, von denen viele bereits im Westen leben. Denn es war die rasante Abstraktion und gestische Präszision der Tuschemalereien, die einst aufregend inspirierend für die Avantgarde der klassischen Moderne war: Matisse, Kandinsky, Gauguin oder van Gogh haben von ihr profitiert, wenngleich die Einflüsse überwiegend aus Japan kamen. Das Reich der Mitte blieb damals den meisten verschlossen, obwohl die Leitkultur für Südost- und Ostasien nicht Japan, sondern China war. 
Tuschemalerei im Guangzhou Museum*
Diese Qualitäten nimmt Zhou Hong in seiner Kunst intensiv auf und setzt sie in große, teils fast gänzlich abstrakte, gestische Malerei in Szene. Dabei sind es die schwarz-weißen Werke, die am überzeugendsten sind. Aber auch die großformatigen farbigen Leinwände sind beeindruckend und durchdrungen vom Geist seiner Vorfahren.

Zhou Hong: Malerei auf Leinwand
Eine weitere Reminiszenz an sein künstlerisches Erbe - und ganz offensichtlich bis heute im Bildkanon zeigenössischer Kunst Chinas verankert - sind Zhou Hongs Malereien auf Fächern. Vorlagen in Form von Fächerschablonen kann man in den sogenannten educational Abteilungen in den Kunstshops der Museen auch kaufen, um sich an ihnen zu erproben. Wer das aufgreift, wird schnell feststellen, wie schwierig dieses Format zu bearbeiten ist - geschweige denn, dem kontemplativen Geist der Stillleben und Landschaften chinesischer Kunst nachzuspüren. Diesem Künstler ist das fraglos gelungen.
 
Zhou Hong: Malerei auf Fächern
Happy Birthday, Zhou Hong! Wir verlassen dankbar das Kunstmuseum in Wuhan, in dem noch viele weitere Werke zeitgenössischer Kunst zu sehen waren, von denen die plakativsten auch im Westen ausgestellt wurden. Davon an anderer Stelle mehr.

*leider waren die Angaben zu diesen Werken nur auf Chinesisch und so für mich nicht lesbar, so dass ich an dieser Stelle keine Titel und Künstlernamen angeben kann.  


Fotos von Uwe Kerkow und Ina Zeuch im Oktober 2019, Wuhan 

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