Fünfhundert enge kleine Behausungen aus Backstein, Holz, Plastik und Blech, wenig Raum für viele Menschen. Vermutlich trennten Kamble [Polizeiermittler in Mumbai] höchstens zwei Generationen von einem solchen Zuhause, aber er schaute mit der Überheblichkeit des Entkommenen, des Emigranten darauf herab. Er war zu anderen Ufern unterwegs, und er mochte es nicht, wenn er wieder zurückmusste. (...)aus “Bombay Paradise“ von Vikram Chandra
Hier lebten viele Menschen, und so sah ihr Leben nun einmal aus. Die Bewohner hatten es weiter gebracht, sie hatten die dürftigen Verschläge der Neuankömmlinge, die provisorischen Konstruktionen aus alten Pappkartons hinter sich gelassen. Hier gab es Wasserpumpen und gemauerte Rinnsteine, die meisten Kholis [westindische Kaste von Fischern, Jägern und Räubern] hatten Strom, und Shrimati Veena Mane besaß sogar ein Telefon.
"Bombay Paradise" von 2006 entwirft ein heftiges Skript über den hindugläubigen Mafiaboss Gaitonde, dem der bedächtige Sikh Polizist Sartaj Singh aus kleinen Verhältnissen dicht auf den Versen ist. Gaitonde widerum versucht seinem Guru auf die Schliche zu kommen, gegen den er selbst eine kleine Nummer ist.
Der Roman entrollt sich wie ein geschriebener Bollywood Film, von dem es immer mehr politsche Varianten gibt wie zum Beispiel "My Name is Khan", der auf der Berlinale 2010 gezeigt wurde.
Mein Foto aus Chennai (Madras) von 2010 zeigt die in der feuchten Hitze verrottenden Behausungen am offenen Abwasserkanal, gegen die die im Text erwähnten Hütten bereits Luxus sind.
Elend hat viele Stufen und was uns wie ein einziges Elend vorkommt, hat für die, die sich auskennen oder die soziale Fantasie dafür besitzen, eine Ausdifferenzierung, die auf ein mühsames Nach-oben-Kommen verweist.
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