Sonntag, 23. Dezember 2012

Vom Untergang: In die Konvention fallen heißt Absterben oder der Tod des Iwan Iljitsch

Memento Mori an einem Rosenkranz aus dem frühen 16. Jahrhundert, Metropolitan Museum of Art, NYC
Neulich war Weltuntergang und - holla - die Welt ist noch da und wir mit ihr. Aber das Thema von Ende und Tod hat zur Zeit Konjunktur. Mein Beitrag hierzu erinnert an eine vor über 100 Jahren geschriebene, kleine Novelle Tolstois. In dieser beschreibt er den frühen Tod des Iwan Iljitsch als beißende Gesellschaftstudie.Die Unausweichlichkeit des Todes erkennen zu müssen und gleichzeitig festzustellen, dass man das falsche Leben gelebt hat ohne die geringste Chance, das noch zu ändern: Das ist die Hölle und zwar eine allein durch den Menschen verursachte Hölle - ganz ohne strafendes Jüngstes Gericht.

Dienstag, 10. Juli 2012

Ist politische Kunst möglich? (5)

Goddy Leye: "We are the World" - eine amoralische Anklage


Inmitten eines Stilllebens aus Früchten liegt der Künstler Goddy Leye auf einer Decke mit kindlichen  Motiven von Sonne, Mond und Sternen. Dilettantisch und sichtlich nicht darum bemüht, das Lied korrekt wieder zu geben, singt er den berühmten Song "We are the World", der es damals auf Platz 1 der Charts schaffte und den Grammy von 1985 gewann. Die in diesem Jahr von Harry Bellafonte ins Leben gerufene Aktion "USA for Africa"  - (USA steht hier für United Support of Artists) - versammelte amerikanische Popgrößen vor's Mikro, von denen jeder eine Zeile des schlichten Schlagers sang, um Geld für die Hungeropfer in Äthiopien zu sammeln. Schlicht ist das Lied vor allem in seiner eindeutig christlichen Ausrichtung und rückt durch den Refrain "We are the World" das neokoloniale Weltbild ganz unmerklich ins Zentrum.

 

Donnerstag, 29. März 2012

S H R A P N E L - Veer Munshi in der Galerie Latitude28 in New Delhi

"Shrapnel"  (Ausschnitt) von Veer Munshi
Die Galerie LATITUDE 28 am Lado Sarai Platz in Delhi ist eine von mehr als 20 Galerien, die sich hier rechts und links der Straße befinden. Wenn man sie betritt, vergisst man fast augenblicklich das indische Ambiente draußen und fühlt sich wie zu Hause - ganz wie in den White Cubes von Köln oder Düsseldorf. Aber viele dieser Galerien bieten eine recht krude Mischung aus gefälliger Kunst, die sich oft genug anheischig macht, die überbordende hinduistische Bildkultur noch einmal in verschiedenen Stilen aufzukochen – gespickt mit weit weniger gefälligen Werken, die im Kanon zeitgenössischer Kunst ihren Platz finden dürften.
An diesem business-trächtigen Ort, wo es nach Geld und Erfolgsdruck riecht, war LATITUDE 28 zum Zeitpunkt meines Besuchs die einzige Galerie, die eine Einzelschau zeigte. Es sind die Arbeiten des Künstlers Veer Munshi. Die Ausstellung zeigt schwerpunktmäßig Fotoarbeiten, daneben ein Video und Malerei des Künstlers. 

Donnerstag, 9. Februar 2012

"A Case of Exploding Mangoes" von Mohammed Hanif

Auf einen Roman aus Pakistan zu stoßen, ist an sich schon etwas Besonderes. Aber ein Roman - geschrieben von einem ehemaligen Offizier der Pakistanischen Luftwaffe - dessen gesamte Handlung in der Armee und höchsten diplomatischen Kreisen spielt, verspricht, etwas von einer Welt in einem Land zu vermitteln, über das fast nur Klischees existieren. Hanif's "A Case of Exploding Mangoes" stand lange auf der Liste des Man Booker Prize, und das Buch ist stilistisch und literarisch tatsächlich ein wahrer Leckerbissen.
Ganz lapidar wird man schon mit dem ersten Satz ins Zentrum der Geschichte geworfen, ein Hinweis auf den Show-Down am Ende, mit dem gar nicht groß gegeizt wird. Hier wird direkt zu Anfang mit der großen Kelle ausgeteilt: "You might have seen me on TV after the crash" und beschreibt die Szenerie um ein abgstürztes Flugzeug, in dem der Präsident, seine engsten Militärs und der amerikanische Botschafter Pakistans verbrannten. Und ungehemmt böse feiert der Ich-Erzähler sein Überleben, denn auch er hätte beinahe in dieser Maschine gesessen.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Roaming the City: Graffitis aus Dakar und Banlieue (2)

Wandbild im Quartier Fann
an der Universität
Wandbild im Quartier Grand Dakar
bemalter Lastwagen
an der Universität

Wandbild in Grand Dakar, eines Kämpfers des lutte sénégalaise, der aus diesem Viertel kommt 
Fotos: Uwe Kerkow und Ina Zeuch