Samstag, 16. Dezember 2017

Ist politische Kunst möglich? (8) "Tuko Macho" - atemberaubende Videokunst aus Kenya

"Tuko Macho" verhandelt in 12 kleinen Videos, von denen jedes zwischen zwei Werbeblöcken Platz hat, einen Wahlbetrug in großem Stil und darüber hinaus einfach alles, was dem Künstlerkollektiv The Nest Collective an der kenianischen Gesellschaft  zum Himmel stinkt. Die Wahlen in Kenia 2007 waren vom Vorwurf der Wahlmanipulation überschattet und führten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen mit Hunderten von Toten und gingen als traumatisches Ereignis ins kollektive Gedächtnis Kenias ein. Wahlmanipulation scheint in diesem Land offensichtlich bei jeder Wahl als Generalverdacht mitzuschwingen und bildet eines der Motive für Tuko Macho. 2017 wurde dieser Verdacht sogar vom Obersten Gerichtshof in Kenia bestätigt, woraufhin die Präsidentschaftswahlen wiederholt werden mussten.
Filmstill aus "Tuko Macho"

Montag, 20. November 2017

"Drawing the Qafr Kasem Massaker" von Samia Halaby

Auf der Shortlist der Palestinian Book Award 2017 ist neben acht weiteren Autoren die in den USA lebende Palästinenserin Samia Halaby mit ihrem Buch "Drawing the Kafr Qasem Massacre". Der Palestinian Book Award wurde 2012 gegründet, um jährliche Neuerscheinungen englischsprachiger Bücher über Palästina zu prämieren.
Samia Halaby hat als bildende Künstlerin nach Erzählungen von Zeugen das wenig bekannte Massaker von 1956 an Palästinensern in Kafr Qasem, einem kleinen Grenzort zum Sinai, buchstäblich aufgezeichnet. Entstanden ist ein Zyklus von Zeichnungen, der im Museum der Birzeit University in Ramallah von Februar bis Mai 2017 ausgestellt wurde und nun als Buch vorliegt.

Samia Halaby: "Killing in the Northern Fields, the Massacre of 1956 Series", Kreide auf Papier, 2012

Freitag, 1. September 2017

"Fauda" - eine TV-Serie zum Nahost-Konflikt als Thriller

Ein Mann, der Angebote macht, hier eine Nierenoperation für die schwerkranke Tochter verspricht, dort der Frau eines abgetauchten Djihadisten Asyl in Berlin anbietet und überhaupt einfach allen, denen man Namen, Aufenthalte, Anschlagsziele abpressen will, mit den Annehmlichkeiten eines Lebens in Frieden und gesichertem Wohlstand zu ködern – mit einer solchen Szene zu Anfang der 12-teiligen Serie beginnt ‘Fauda‘von Lior Raz und Avi Issacharoff, das Drehbuch stammt von Moshe Zonder.
Eine Szene aus der Netflix-Serie "Fauda", die man der arabischen Seite zuordnen würde, aber hier die Israelis mit zwei Geiseln zeigt, um einen Gefangenen- Austausch zu erpressen
Dabei kommt laut eines bestochenen ‚Widerstandskämpfers‘ heraus, dass der kürzlich vermeintlich getötete Terrorist Nummer Eins überlebt hat: Abu Ahmad, genannt der ‘Panther‘ ist unerkannt abgetaucht und eine atemlose Suche nach ihm treibt die Handlung vorwärts.

Freitag, 11. August 2017

Palästina: Ein Besuch im Flüchtlingslager Al Fawwar

Al Fawwar ist eines von der UN registrierten Flüchtlingslager innerhalb der israelisch besetzten Gebiete in der Westbank/Palästina und gehört mit ca. 9.500 Einwohnern zu den kleineren Camps. Es wurde 1949 von der UN eingerichtet, um einen Teil der 700.000 Flüchtlinge aufzunehmen, die nach der Staatsgründung Israels entstanden sind und steht heute unter der Obhut der Palästinensischen Autonomiebehörde. Neben den 19 Flüchtlingslagern in der Westbank gibt es noch acht weitere Lager in Gaza. Zehn neue Lager entstanden nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, bei der nach Schätzungen der UN weitere 300.000 Flüchtlinge hinzukamen. Aber auch in Jordanien (10 Lager) und Syrien (10 Lager) sowie im Libanon (12 Lager) leben Flüchtlinge.  
Acht Kilometer südlich von Hebron gelegen ist unsere Fahrt nach Al Fawwar, die wir in den südlichen Hebronhügeln wohnen, nur von kurzer Dauer. Vorher haben wir Frau Khoulod, einem unserer bewährten Kontakte im Lager, von unserem Besuch unterrichtet. Sie ist Englischlehrerin, so dass wir uns uneingeschränkt mit ihr unterhalten können und sie uns auch bei den Interviews der Bewohner übersetzen kann. Denn das ist der Grund unseres Besuches: Neben den Nachkommen der Naqba-Flüchtlinge vielleicht tatsächlich noch den einen oder anderen Zeugen der Vertreibungen nach der Staatsgründung Israels von 1948 zu finden und damit aus erster Hand über die Ereignisse von damals erfahren zu können. Schon als wir bei der Ankunft nach dem Weg fragen, wird unser Auto umringt von Kindern. 
 
Ihnen scheint jede Abwechslung willkommen und wann kommt hier außer der israelischen Armee schon einmal jemand vorbei. Die Camps gelten als Hort der Unruhen und Rekrutierungen von Aufständischen. 45 Prozent von Al Fawwar sind unter 15 Jahren, eine weitgehende No-Future-Generation, deren Frustration häufig zur Präsenz und Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee führt. So ist der beiläufige Effekt jeden friedlichen Besuches, dass die Menschen hier gesehen werden wollen, um sich nicht völlig von der Welt vergessen zu fühlen.

Sonntag, 23. Juli 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (7)

Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.
Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm

Filmvorführung mit den Combatants for Peace in Susiya 

Während unseres Trainings in Jerusalem treffen wir zwei Mitglieder der Combatants for Peace, die gerade für den Friedensnobelpreis nominiert worden sind und dort einen beeindruckenden Vortrag über ihre Friedensarbeit gehalten haben. Wir erfahren, dass es auch bei uns in Yatta ein Mitglied von ihnen gibt und nehmen unmittelbar danach mit ihm Kontakt auf. Es entsteht die Idee, dass wir den Film “Disturbing the Peace“, der über sie gedreht wurde und im März 2016 in den USA herauskam, hier zeigen könnten.

Screenshot vom Trailers des Films „Disturbing the Peace“

Sonntag, 2. Juli 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (6)

Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.

Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm

Ein Besuch in Susiya vor der drohenden Räumung 

Noch bevor ich mich als EA beworben hatte und ohne je vorher in Palästina gewesen zu sein, hatte ich schon den Namen Susiya gehört. Susiya ist eine Hochburg des friedlichen Widerstands, die es innerhalb der letzten zehn Jahre geschafft hat, international wahrgenommen zu werden. Für den 26.Februar 2017 war ein Gerichtsurteil über die Zerstörung der Gemeinde erwartet worden, seither wird der Termin immer wieder verschoben.
“Susiya forever“ – Aufschrift auf einem Zelt, das bald zerstört werden soll

Montag, 5. Juni 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (4)

Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.

Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm

Ein Besuch in Um Al Kheir

Wir machen einen Abstecher nach Um Al Kheir. Dort schauen wir immer wieder mal sporadisch vorbei, um Eid zu treffen. Um Al Kheir (manchmal auch Kher oder Khair geschrieben) hat auch eine Seite auf Facebook.

Reste von Hauszerstörungen in Um Al Kheir. Foto: Ina Zeuch

Freitag, 26. Mai 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (3)

Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.


Ina Zeuch:“Wo liegt eigentlich Palästina - auf der Suche nach einer Nation“ (1)
278 cm x 206,5 cm, 2016

Ein Besuch in Massafer Ban Na'im

Heute waren wir auf der anderen Seite des Hügels von Birin, wo das Memorial steht, und konnten von dort dann die Siedlung Pene Hever einsehen. Die Zufahrtsstraße zu dieser Siedlung ist nur für die Siedler. Ihre Privatstraße ist der Länge nach eingezäunt.Die vielen Straßen zu den zahllosen Siedlungen hier in South Hebron Hills sind nicht automatisch reine 'Siedlerstraßen', wie es oft verallgemeinernd berichtet wird: Viele Straßen, die in Area C von der Israelischen Zivilverwaltung gebaut wurden, können von allen benutzt werden, es bleibt aber die Möglichkeit, die Straße an einigen Stellen zu sperren und zwar da, wo Area B oder A beginnt. 



Samstag, 13. Mai 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (2)


Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.

Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm

Immer wieder Freitags: Das Memorial in Birin

Jeden Freitag bei Sonnenaufgang kommen Siedler aus der nahegelegenen Siedlung Pnei Hever zum Memorial. Es wurde zum Gedenken an drei versehentlich von den IDF (Israeli Defense Forces) erschossenen Siedler errichtet, weil sie beim Graben in einer Höhle für palästinensische Terroristen gehalten wurden. 

Das von jüdischen Siedlern errichtete Memorial in Birin

Montag, 1. Mai 2017

Palästina - Reiseberichte aus einem besetzten Land (1)

Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.

Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm

Dkaika – ein Dorf am Ende der Welt 

Dkaika, ganz am Rande der South Hebron Hills und unmittelbar vor der Grünen Linie: Hier gibt es keine israelischen Siedlungen, aber da Dkaika in unmittelbarer Nähe zu Israel liegt, ist es das unverblümte Bestreben der israelischen Regierung, das Land zu konfiszieren und so das eigene Staatsgebiet auszudehnen. Von daher haben alle hier eine sogenannte Demolition Order – dem Befehl zur Zerstörung und Eliminierung des gesamten Dorfes. Diese ist allen schon vor Jahren zugegangen. 

Dkaika,  vollkommen abgelegen in der Halbwüste. Foto: Ina Zeuch

Dienstag, 14. Februar 2017

Angekommen im Mainstream - eine Ausstellung zu Menschen mit Down-Syndrom

Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt noch bis 12. März eine sehenswerte Ausstellung von und über Menschen mit Down-Syndrom. Früher hießen sie Mongoloide wegen ihrer asiatisch anmutenden Augen mit Schlupflidern. Und noch viel früher waren sie in einigen Kleinstädten und Dörfern als sogenannte 'Dorftrottel' in der Öffentlichkeit präsent.