Donnerstag, 14. November 2013

Alice in der Hölle: der zweite Roman von Mohmamed Hanif

"Our Lady of Alice Bhatti" heißt der zweite Roman des pakistanischen Journalisten und Schriftstellers Mohammed Hanif. Auch hier werden - wie in seinem Debütroman "A Case of Exploding Mangoes" - die gesellschaftlichen Verhältnisse seines Landes beschrieben. Die Heldin des neuen Plots ist Alice Bhatti - sie  stammt aus dem berüchtigten Viertel French Colony in Karachi, einer Community von Straßenkehrern, einer der untersten gesellschaftlichen Klasse. Damit noch nicht genug, gehören sie außerdem zur Minderheit von katholischen Christen, die, wie Supriya Nair in ihrer Besprechung zu Hanifs Roman schreibt, im überwiegend muslimischen Pakistan wie Kastenlose in Indien behandelt werden.

Staßenfeger in Bombay, Foto: Hitesh Ashar(wikimedia)

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Ist politische Kunst möglich? (7) Ohnmacht, Terror, Langeweile - Teil 2

"Revolutie und Polizey" heißt der zweite Teil der Ausstellung von "Ohnmacht als Situation" im Frankfurter Kunstverein. Viel unspektakulärer und mit schwerer Schlagseite ins elitär Intellektuelle geht hier das zweite Künstlerduo Mona Vatamanu aus Bukarest und Florin Tudor aus der Schweiz vor. (Erster Teil dieses Beitrags hier.) Empfangen wird man mit einem Walter Benjamin-Zitat, das hier unnötigerweise auf Englisch und wie beiläufig mit Bleistift an die Wand gekritzelt ist,  in dem es heißt, dass man die revolutionäre Energie nicht einfach in die Jugend einspeisen könne wie Elektrizität in eine Batterie. Darunter steht auf dem Treppenabsatz eine Batterie mit Glühbirne. Man fragt sich, ob es wirklich notwendig ist, ein Sprachbild in eine solche Mini-Installation - sozusagen in hardware - umzusetzen.
Mona Vatamanu / Florin Tudor: "Riots"

Donnerstag, 19. September 2013

Ist politische Kunst möglich? (7) Ohnmacht, Terror, Langeweile - Teil 1 von 2

Ausstellungfoto: Ina Zeuch
Warum wurde Ohnmacht nicht schon längst als Thema für eine Ausstellung gewählt? Auch die These, dass Ohnmacht und Terrorismus zusammenhängen, trifft ins Zentrum vieler Fragen und Zweifel, die nicht nur politisch interessierte Menschen seit langem umtreiben dürfte. "Ohnmacht als Situation" hieß die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein, die diesem Bedürfnis endlich nachkam. Die Schau, die Anfang August 2013 zu Ende ging, zeigte Werke von zwei Künstlerduos.
"Todos sois cupables salvo yo"
Direkt am Eingang der Ausstellung läuft man auf eine Attrappe zu, einer monumentalen Skulptur in nachgeahmtem Bronzeguss, die den Titel: "Alle sind schuldig ausser ich" trägt. Der Mann in sitzender Pose zeigt einen Sprengstoffgürtel unter seinem Jackett und wird hier zu einer Art 'Denkmal des unbekannten Selbstmordattentäters'. Der kurze Moment des Zündens vor der Sprengung wird hier eingefroren und in die Erscheinung eines Herrscher- oder Stifterdenkmals der verhassten bildungsbürgerlichen Klasse überführt.
Fraglich bleibt, ob ein Selbstmordattentäter sich selbst als unschuldig sieht. Reflektiert er überhaupt sein Handeln in den Kategorien der Schuld oder eher in narzisstischer Weise, weil er sich als reale Person - beleidigt durch die Verhältnisse, in denen er lebt - von sich selbst als Helden träumt?
Die Ritualisierung des Selbstmords als politischer Akt ist in dem preigekrönten Film "Paradise Now" von 2005 erhellend dargelegt. Man könnte im Sinne der Ausstellung die These aufstellen, dass die gegenwärtige Ohnmacht eines Subjekts - hier: dem Attentäter - mit dem zukünftigen Paradies als Belohnung für die Tat aufgehoben wird. Die noch verbleibende Lebenszeit bis zur Selbsttötung wird aufgeladen durch Bedeutung und tritt einem hier in erstarrter Pose gegenüber.

Samstag, 27. Juli 2013

Biotop der Rassismen: Die Entdeckung eines unbekannten Amerika

Spätestens seit Obama's Wahlkampf 2012 für seine Wiederwahl wurde  auch für uns der ungebrochene Rassismus in den USA überdeutlich. Vor allem die Bewegung der Teaparty während des Wahlkampfes zeigte, dass es sich bei den USA trotz der Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er Jahre weiterhin um ein rassistisch geprägtes Land handelt. Es kommt einem manchmal so vor, als wollten einige US-Bundesländer die farbige Bevölkerung durch undurchschaubare Verurteilungen von Bagatelldelikten kriminalisieren und in Gefängnisse auslagern. Und die Freizügigkeit von Straftaten gegenüber Menschen mit der 'falschen' Hautfarbe hat sich unlängst wieder am Fall Trayvon Martin gezeigt. So weit so bekannt. Aber was die Ureinwohner Amerika's betrifft, stellt man sich allenfalls einen sanft dahin plätschernden Individual-Tourismus vor. Sehr viel mehr ist meistens nicht bekannt. Untenstehend zeigt eine etwas andere Landkarte der Vereinigten Staaten.
Landkarte der USA mit den Namen der Navajo (6 May 2013) Foto: Seb.az86556, wikimedia
Um diese Wissenslücke zu schließen, eignen sich Tony Hillerman's Kriminalstories aufs Beste. Denn Tony Hillermann ist selbst Navajo-Amerikaner und alle seine Krimis spielen im Milieu der Navajo- und Hopi-Reservate Amerikas in den drei benachbarten Bundesstaaten New Mexiko, Arizona und Utah.

Sonntag, 7. Juli 2013

Abseits der reinen Lehre: "Divination et Mystère" - ein Symposium in Mali

                             Moumouni Ouedrago: "Le temoin"
Mitten in den politischen Wirren Mails und der drohenden Teilung des Landes fand vor einem Jahr vom 3. bis 6. Juli 2012 ein Symposium im Nationalmuseum von Mali's Hautpstadt Bamako statt. Zusammen mit Ousmane Denon stellte der Künstler Moumouni Ouedrago Objekte vor, die unter dem Titel "Divination et Mystère" - "Geheimnis und Auslegung" von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie der Gendarmerie und Justiz diskutiert wurden.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Ist politische Kunst möglich? (6)

"FIRST WE MAKE THE RULES THEN WE BRAKE THE RULES".
 Öyvind Fahlström und Simon Evans in Düsseldorf

Öyvind Fahlström: "Green Pool", Ausschnitt, 1968.
Foto: Courtesy Aurel Scheibler (Katalog)
 
Bis zum 17. Februar 2012 war eine kleine Auswahl von Arbeiten der Künstler Simon Evans und Öyvind Fahlström in der Düsseldorfer Kunsthalle zu sehen. Programmatisch ist schon der Titel mit dem eingebauten orthografischen Fehler: "FIRST WE MAKE THE RULES THEN WE BRAKE THE RULES". Im Interview mit Elodie Evers -  nachzulesen im Katalog - sagt Evans dazu: " Die Wörter drücken Freiheit aus, während der Rhythmus sagt: Es gibt kein Entrinnen."

Dienstag, 22. Januar 2013

Ein Blick zurück - der Flüchtlingsmarsch von Würzburg nach Berlin

Weltflüchtlingskarte von 2007, UNHCR.
Grafik von KVDP (wikimedia)
Durch die Intitiative von refugee welcome Bonn – unterstützt vom Kulturreferat ASTA - gab es am 31. Januar 2013 in der Uni Bonn einen Vortrag zum Flüchtlingsmarsch vom Dezember 2012, der von Würzburg nach Berlin führte. Dazu war Salomon Wantchoucou (Mitglied von THE VOICE, Refugee Forum & Flüchtlingsinitiative Wittenberg) aus Benin eingeladen. Er lebt zur Zeit in einem Flüchtlingsheim in Wittenberg. Er hat die Flüchtlingsaktionen mitorganisiert und nahm an dem Marsch nach Berlin teil.