Samstag, 23. August 2014

Schwarz ist keine Farbe - Jean Mukendi Katambayi (5)

Jean Mukendi Katambayi (1974, DR Kongo) war bereits 2010 Stipendiat von Ker Thiossane in Dakar, bevor er im selben Jahr erstmalig für die Biennale Dak'Art nominiert wurde und dort mit dem 'Prix de la Découverte’ der Fondation Blachère ausgezeichnet. Diese finanzierte dem Künstler 2010 auch einen Residenzaufenthalt in Marseille. Von dort ging es mit dem Helsinki international Artist Programme (HIAP) in die finnische Hauptstadt weiter, die unter dem Label "Signals from the South" Künstler aus Afrika und Lateinamerika unterstützten. 

"Lukutu", 2 Objekte von Jean Mukendi Katambayi
Unter diesem Titel zeigte er 2011 seine Arbeiten dann in der Galerie Myymälä2 - ebenfalls in Helsinki. Das ist eine kleine Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie sehr im besten Falle Föderungen verschiedenster Art ineinander greifen können und einen vorher nur in der DR Kongo bekannten Künstlers in den Fokus rückt. 

Katambayis Werk ist in der Tat etwas Besonderes. In seinen Objekten bringt er Wissenschaft und Kunst, Ratio und Fiktion zusammen. Seine Werke wirken wie Transformatoren, die teils mit kryptischen Zeichen übersät sind. Diese ähneln mathematischen Formeln, nur den Eingeweihten verständlich, aber ohne Geheimniskrämerei. Wäre man selber eingeweiht, dann könnte man sie verstehen und sogar anwenden. Man wüßte deutlich mehr über das innere Gefüge von den anwendbaren Kräften in der Welt und Wissen ist Macht. 

Als studierter Mathematiker kommt Katambayi über die Wissenschaft als Autodidakt zur Kunst. Der Prozess des Schaffens ist es, der ihn fasziniert und antreibt, wie etwas entsteht und dann in der Welt ist, wo es vorher noch nicht war -"puzzled by creation". Seine Materialien sind Metallreste, Kabel, Karton. Seine Kreationen sind Phantasiemaschinen, rätselhaft und doch irgendwie logisch, wie Maschinen eben so sind: Sie haben eine Funktion, müssen präzise und gut durchdacht sein. Die Farbigkeit ist reduziert oder pastos fröhlich und bei aller Sorgfalt teilweise kindlich verspielt. Wenn man den Knopf zum Einschalten fände, spuckte es Bonbons aus oder etwas anderes Gutes oder man wäre umspült von Energie. So etwas in der Art versprechen auch die Titel seiner Arbeiten:“Analyseur Moteur Générateur” oder  “Simultium” oder “Radio Julia”

Es sind gute Maschinen, dienend wie ja die meisten Geräte, von Ingenieuren konzipiert, von Mathematikern berechnet. Wer sie als kalt empfindet und sie abwertend als seelenlos bezeichnet, hat nichts begriffen. Denn es ist menschlicher Geist, der in ihnen steckt, nichts davon ist von sich heraus da. Es muss erfunden werden, so wie Katambayi seine Objekte erfindet in Nachahmung dieses Prozesses, der unser aller Leben erleichtert. Einen wichtigen Hinweis gibt uns der Künstler noch, wofür er sich begeistert müht:
 "All the things in Congo are done in a very quick, careless way and often the end result is ugly".
Wer einmal in Afrika unterwegs war, weiß, was er meint - das Flickwerk vieler Alltagsgegenstände über das abenteuerliche Innenleben von Bussen und Sammeltaxis bis hin zu den Billigprodukten vieler lokaler Märkte, die kaputt sind, bevor man sie ernsthaft benutzen kann. Das wird in der zeitgenössischen afrikanischen Kunst nur allzuoft nostalgisch aufgegriffen als pittoreske Ärmlichkeit, die nichts hinterfragt - Katambayi aber macht das genaue Gegenteil.  

Alle Fotos von der Biennale Dak'Art von Ina Zeuch 


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