Mittwoch, 24. September 2014

"Produire le commun" - 3 Künstler der Off-Biennale Dak'Art

Pape Oumar Diop (2)


Drei Werke stellte  Pape Samba Thiebault Oumar Diop, wie er mit vollständigem Namen heißt,  im schicken Viertel Point E in Dak'Art Off aus. Es ist sein erster künstlerischer Auftritt. Aufwändig hat er seine Installation in dem kleinen vornehmen Innenhof eines Privathauses gestaltet, in dem normalerweise der Mercedes geparkt wird.
"Les Provocateurs", Installation von Pape Samba Theibault Diop
Hier wirkt alles schon recht europäisch - die Vorgärten akkurat gepflegt, die Häuser hinter pittoresken Mäuerchen und Hecken versteckt. Nur die Vegetation ist hier deutlich farbenprächtiger. Die Installation von Pape Diop bildet zu all dem Luxus einen schönen Kontrast: Aus Lehm hat er eine Grabkammer gemauert, in der - mit weißen Tüchern umhüllt - eine Frauenfigur sitzt. Weiß ist im muslimischen Glauben sowie für Hindus die Farbe der Trauer. Diese Figur ist von zwei 'Wesen' flankiert, die nur schemenhaft skiziert sind und eher etwas Pflanzlich-Organisches an sich haben. Sie symbolisieren die zwei Engel, die nach dem muslimischen Glauben - zumindest des im Senegal praktizierten Islam - die Befragung des frisch Verstorbenen übernehmen. Diese sind nach Auskunft Pape Diops überwiegend katechistischer Art: Was ist deine Religion, wer ist dein Gott, wer ist dein Prophet, was ist dein heiliges Buch, etc.

"Le Souffle des anges", Fotoserie von Pape Diop

Die Frage nach der Religion impliziert, dass auch Andersgläubige befragt werden. Ihre Chance, im Sinne der 'einzigen Wahrheit' zu antworten, dürfte dabei recht gering ausfallen -  jede 'falsche' Antwort entscheidet über die 'Zukunft' des Toten: Himmel, Hölle oder Fegefeuer: Torture never stops!
Hinter dieser Grabkammer hängt eine Serie von 25 schwarz-weiß Fotos in loser Ordnung, die er "Le souffle des anges" (Der Atem der Engel) nennt und mit großer kompositorischer und fotografischer Qualität überzeugen. Im Krankenhaus aufgenommene Szenen von Geburt und Tod kontrastieren mit Fotos, die eher einen rituellen, religiösen Charakter haben und zeigen, wie diese beiden Ereignisse im Leben von Muslimen begangen werden. Sie führen so tief ins muslimische Leben ein. Eine zweite Figur am Eingang zeigt eine merkwürdig fremdartig stilisierte Frau in hochschwangerem Zustand mit dem Titel: "Fécondité" (Fruchtbarkeit). Im Bauch der Schwangeren schwimmen Eisenteile und Ping-Pongbälle in trüben Wasser, eine seltsame Symbolik für Fruchtbarkeit.

"Fécondité", Installation von Pape Diop
So unterschiedlich die beiden Figuren zu Geburt und Tod ausfallen, geht es Pape Diop aber um ihre Simultanität. Der Tod seines Großvaters und die Geburt seines Kindes hat ihn zu dieser Arbeit inspiriert. Ihre Simultanität liegt also eher in seinem persönlichen Erlebnis, während sie in seinem Kunstwerk nicht so recht zum Ausdruck kommt - außer sie in einer Ausstellung zusammen zu führen. Aber man hat selten die Gelegenheit,  auf eine Arbeit zu stoßen, die nicht von  innerer Zensur und akademischen Kanon geprägt ist, ja nicht einmal davon weiß. In gewisser Weise handelt es sich hier um Outsider-Art. Obwohl Pape Diop keine künstlerische Ausbildung hat, gehört er aber als Diplomant für Kommerz für die Förderung von Investitionen und Großaufträgen im Senegal (Promotion des Investissements et Grands Travaux, APIX)  der ambitionierten, aufstrebenden Mittelschicht an. Er ist somit nur künstlerisch ein Außenseiter.

Alle Fotos aus der Ausstellung von Ina Zeuch

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