Mittwoch, 22. April 2015

(4) Kunstszene Mumbai - Abraham George in der Galerie Maskara

Mumbai brummt: Als Kunstmetropole neben denen von Kalkutta oder Delhi bietet sie neben vielen ambitionierten Ausstellungen auch einige Events, wie das Kala Ghoda Art Festival oder das Fokus Photography Festival. Darüber habe ich  auf diesem und auf dem MediaWatch Blog bereits berichtet. Eine erste Galerieausstellung habe ich noch während ich in Indien war, veröffentlicht. Hier möchte ich 5 weitere Ausstellungen mit ihren Künstlern vorstellen.
aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“  
Nichts Neues unter der Sonne, dafür aber reichlich überinszeniert sind die fotochemischen Arbeiten von Abraham George aus Chennai. Unter dem Titel “The Smile on the Mask” zeigte er in der Gallery Maskara bis zum 26. März überwiegend Köpfe, auch oft in Form nackter Schädel. Eine seiner artig in Passepartout und Rahmen gepackten Bildserien waren im zweiten Raum der völlig dunklen Galerie magisch hinterleuchtet.

aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“ 
Damit sollten alle störenden Elemente ausgeblendet und die Konzentration einzig auf die Bilder gerichtet werden, die außerdem in einer bestimmten Reihenfolge betrachtet werden sollten, wird mir vom Kurator dazu erklärt. Sicher soll damit auch die Besonderheit der chemischen Prozesse in den Bildern hevorgehoben werden, damit man es auch merkt, dass trotz der sehr konventionellen Aufbereitung hier etwas anderes als 'normale' Malerei vorliegt. Offensichtlich trauen Künstler und Kurator den Besuchern nicht zu, dass diese die Kunst auch ‘richtig‘ rezipieren. Aber eigentlich verrät es mehr das mangelnde Vertrauen in die Bilder selbst, die in einer ohnehin fast leeren Galerie an riesigen Wänden ausreichend fokussiert präsentiert sind und imstande sein sollten, den Blick des Betrachters zu fesseln.
aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“ 
Das aber ist leider nur bedingt der Fall. Das Spiel mit dem fiktiven männlichen Kopf und dem Totenschädel wirkt altertümlich surrealistisch an, auch die effektvolle fotochemische Technik befreit die Werke nicht von diesem Anachronismus. Das Anliegen der Bilder ist aber weit größer als nur effekthascherisch zu sein. So heißt es im Begleittext zur Ausstellung:  
“‘The Smile on the Mask’ is an Iconography for a hyperreal data-saturated age, engaged equally with the animated branding that pops up in a browser window and the vague recollection of a crumbling bust in an old textbook.”
aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“ 
Ob das mit stilllebenartig anmutenden Vanitas-Motiven in reduzierter Farbigkeit zu erreichen ist, bleibt mindestens fraglich. Medialisierung und Digitalisierung und der damit einhergehenden Inflation der Bilder setzt der Bildkunst allgemein zu und es gibt ein berechtiges Anliegen von  Künstlern, das zu thematisieren, dagegen zu steuern oder wie hier, gleichwertig mitziehen zu wollen - eine sisyphosische Aufgabe, bei der man zumindest das Scheitern trainieren kann oder wie es in Heiner Müller's Stück "Der Mann im Fahrstuhl" lakonisch heißt: Arbeit ist Hoffnung.

Erst im letzten der drei großen Galerieräume macht die Lichtinszenierung Sinn und befriedigt den ästhetischen Appetit: Dort werden auf Glasplatten und auf wie liegengebliebenes Baumaterial die Motive einiger Werke des Künstlers projiziert und ergeben so ein zersplittertes und visuell interessantes Spiel von Bild und Material.
aus der Ausstellung von Abraham George: “A Smile on the Mask“ 


Alle Fotos aus der Ausstellung von Ina Zeuch



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