Von Februar bis April war ich für als ökumenische Begleiterin für EAPPI in Palästina und Israel. Ich habe dort die Bedingungen der israelischen Besatzung für die palästinensische Bevölkerung hautnah kennengelernt und israelische und palästinensische Initiativen für einen gerechten Frieden unterstützt.
Ina Zeuch: "Wo liegt eigentlich Palästina?", Zeichnung, 278 x 206,5 cm |
Dkaika – ein Dorf am Ende der Welt
Dkaika, ganz am Rande der South Hebron Hills und unmittelbar vor der
Grünen Linie: Hier gibt es keine israelischen Siedlungen, aber da Dkaika
in unmittelbarer Nähe zu Israel liegt, ist es das unverblümte Bestreben
der israelischen Regierung, das Land zu konfiszieren und so das eigene
Staatsgebiet auszudehnen. Von daher haben alle hier eine sogenannte
Demolition Order – dem Befehl zur Zerstörung und Eliminierung des
gesamten Dorfes. Diese ist allen schon vor Jahren zugegangen.
Dkaika, vollkommen abgelegen in der Halbwüste. Foto: Ina Zeuch |
Die ganze Region wird außerdem von Drohnen überwacht, die jede Veränderung, jede Bautätigkeit abfilmt. Die Kinder haben laut des Direktors große Angst vor diesen für sie bedrohlich wirkenden Flugobjekten.
Wir besuchen die Schule von Dkaika, die verwundbarer kaum gelegen sein
könnte und die – wie letztendlich auch das gesamte Dorf - 2011 zum
letzten Mal zerstört wurde. 56 Schüler besuchen hier die Grundschule,
sie alle kommen unmittelbar aus den umliegenden Hütten und Häusern.
Siedlergewalt entfällt hier, aber die IDF (Israeli Defense Forces) kommt
hier regelmäßig zwischen zwei bis drei Mal ins Dorf und macht klar,
dass hier alle zu verschwinden haben und warum sie immer noch hier
seien.
Der Direktor der Schule, der wie wir in Yatta wohnt, spricht regelmäßig mit ihnen und versucht, ihnen klar zu machen, was das für ihre eigenen Kinder bedeuten würde, wenn man sie an der absolut basismäßigen Grundschulbildung hindern würde."But what can you expect from occupation?" ist sein abschließend resignierter Kommentar.
Der Direktor der Schule, der wie wir in Yatta wohnt, spricht regelmäßig mit ihnen und versucht, ihnen klar zu machen, was das für ihre eigenen Kinder bedeuten würde, wenn man sie an der absolut basismäßigen Grundschulbildung hindern würde."But what can you expect from occupation?" ist sein abschließend resignierter Kommentar.
UNOCHA map |
Israel wendet sowohl das Recht des kolonialen Britischen Mandats wie auch das Rechtsverständnis des osmanischen Reichs an. Das einzige Recht, das Israel nicht anwendet, ist das internationale Recht der UN und die Genfer Konvention von 1949, die u.a. besagt, dass eine Besatzungsmacht die besetzten Territorien nicht zur Ansiedlung der eigenen Bevölkerung nutzen darf.
Wir treffen - etwas bedrückt zwischen den Hütten dem Ausgang zulaufend - eine junge palästinensische Sozialarbeiterin der UN mit exzellenten Englischkenntnissen. Sie sucht den Kontakt zu denjenigen Familien, die ihre Töchter nicht zur Schule schicken und versucht, sie zu motivieren und ihnen den Wert von Bildung nahezu legen. Sie kommt ein bis zwei Mal im Monat und wir hoffen, dass wir sie bei unserem nächsten geplanten Besuch treffen werden. “Falls wir dann immer noch hier sind und nicht schon abgerissen…“, verabschiedet sie sich lachend. Bitter joke!
Die von Italien erbaute Schule in Dkalika hat ebenso eine Demolition Order. Foto: Ina Zeuch |
Zwei kleine Lämmer kommen in den fast kahlen Raum, wo wir uns zum Tee niedergelassen haben und Ahmads Mutter möchte für uns alle kochen – wir sind insgesamt mit den beiden Fahrern 10 Personen. Ich kann es kaum fassen. Aber wir lehnen ab, weil wir noch am selben Tag zum Training zurück nach Ostjerusalem müssen. Sie hofft, dass wir das nächste Mal bei ihr zum Essen bleiben.
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