Ein Besuch in Massafer Ban Na'im
Heute
waren wir auf der anderen Seite des Hügels von Birin, wo das Memorial
steht, und konnten von dort dann die Siedlung Pene Hever einsehen. Die
Zufahrtsstraße zu dieser Siedlung ist nur für die Siedler. Ihre
Privatstraße ist der Länge nach eingezäunt.Die vielen Straßen zu den zahllosen Siedlungen hier in South Hebron Hills
sind nicht automatisch reine 'Siedlerstraßen', wie es oft
verallgemeinernd berichtet wird: Viele Straßen, die in Area C von der
Israelischen Zivilverwaltung gebaut wurden, können von allen benutzt
werden, es bleibt aber die Möglichkeit, die Straße an einigen Stellen zu
sperren und zwar da, wo Area B oder A beginnt.
Heute waren wir auf der anderen Seite des Hügels von Birin, wo das Memorial steht, und konnten von dort die Siedlung Pene Hever einsehen. Die Zufahrtsstraße zu dieser Siedlung ist nur für die Siedler. Ihre Privatstraße ist der Länge nach eingezäunt. Die vielen Straßen zu den zahllosen Siedlungen hier in South Hebron Hills sind nicht automatisch reine 'Siedlerstraßen', wie es oft verallgemeinernd berichtet wird: Viele Straßen, die in Area C von der Israelischen Zivilverwaltung gebaut wurden, können von allen benutzt werden, es bleibt aber die Möglichkeit, die Straße an einigen Stellen zu sperren und zwar da, wo Area B oder A beginnt.
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Strassensperre in Susiya, die Area A (Schotterstraße) von Area C (geteerte Strasse) absperren kann |
Bei sogenannten Terrorwarnungen oder einfach nur aus Trainingsgründen können diese beweglichen Eisengitter die Palästinenser komplett in Area A einsperren, was unser Fahrer auch schon erlebt hat. Dann ist aus Yatta in Area A kein Entkommen mehr. Oft geht diese Maßnahme mit überfallartigen Wohnungsdurchsuchungen und Verhaftungen einher. Auf jeden Fall gibt es kein Vertun darin, wann man Area C verlässt und nach Area A oder B reinfährt: Die Straßen werden augenblicklich grandios schlechter bis hin zur Piste. Alles ist sofort erheblich ärmer - es ist als ob man von der ersten Welt übergangslos in die Dritte Welt fährt.
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Die Bewohner der Hüttenzelte von Masafer Bani Na’im sind keine Besucher gewöhnt |
Heute sind wir also auf die andere Seite von Birin gefahren und haben dort zwei Familien besucht, die jeweils neun Monate hier leben und die Wintermonate in der Nähe von Nablus verbringen. Sie haben etwa 200 Schafe und werden von den Siedlern aus Pene Hever massiv belästigt, vor allem in der Hauptzeit des Schafehütens, also jetzt im beginnenden Frühling. Trotzdem wünschen sie sich keine Präsenz von uns. 2007 haben sie mit einigen internationalen Unterstützern die Schafe gehütet. Sie haben den Schafhirten beschützende Präsenz gegen die Drangsalierungen durch die Siedler angeboten und versuchten damit, die Übergriffe wegen ihrer Zeugenschaft einzudämmen. Danach kamen bewaffnete Siedler direkt zu ihren Zelten und haben sie bedroht, die 'Internationals' nicht mehr mitzubringen. Seitdem haben sie keine Präsenz mehr eingefordert.
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Massafer Bani Na’im, abgelegen und vollkommen ungeschützt |
Wenn sie auf die andere Seite der Straße gehen, wo ihre Felder und Weiden für die Schafe sind, werden sie drei bis vier Mal die Woche von Siedlern belästigt. Ihre Kinder haben Angst und wollen ihre unmittelbare Umgebung nicht mehr verlassen. Obwohl sie sehr freundlich zu uns sind, haben wir den Eindruck, dass sie uns schnell wieder loswerden wollen.
Dann gehen wir auf die andere Seite der Zufahrtspiste, etwa 50 Meter weiter, wo der andere Teil der Familie wohnt. Dort bekommen wir einen völlig anderen Eindruck. Gerade kommen die Schafe in scharfem Trab mit ihren fünf Hunden zurück und im Gewimmel der Tiere und den extrem aufmerksamen, gut trainierten Hunden sprechen wir mit dem Familienpatriarch. Er wirkt völlig selbstbewusst und wünscht sich, dass wir mal mit ihm hinausgehen und uns den Siedlern zeigen und ihre dreisten Übergriffe fotografieren und berichten. Er will sich keine Einschüchterung gefallen lassen.
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Die Siedlung Pene Hever |
Als wir wieder ins Auto steigen und mit den Farmern nicht mehr vertraulich sprechen, sind wir für die Hunde plötzlich Eindringlinge. Sie werfen sich fast vor unser Auto und verfolgen uns etwa 200 Meter weit in vollem Galopp, springen immer wieder seitlich am Auto hoch und bellen sich die Lunge aus dem Leib. Wir sind sehr beeindruckt! Mit denen kann man sich beim Schafehüten ziemlich sicher fühlen.
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Ismail mit seinen Schafen, im Hintergrund die Siedlung Pene Hever |
Alle Fotos von Ina Zeuch
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